Red Riding Huntress


Erlebe zusammen mit Zinnja, dass der große, böse Wolf gar nicht so böse ist, sondern durchaus dazu fähig ist, dein ganzes Leben zu verändern!

Diesen High Fantasy Einzelband habe ich zusammen mit der Autorin Regina Meißner geschrieben.

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Wenn du gern in das Hörbuch reinschnuppern willst, kannst du dir hier Kapitel eins anhören.
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Red Riding Huntress

 

Print:      380 Seiten

Kosten:  Ebook 2,99 €

                 TB 14,99 €

                 HC 22,99 €

Erschien: 11/2022

Genre:    High Fantasy

 

Klappentext:

 

Zinnja ist die bekannteste Monsterjägerin des Landes und berühmt für ihre schnelle und zuverlässige Arbeit. Ungewöhnliche Vorkommnisse und dunkle Kreaturen stehen bei ihr auf der Tagesordnung. Doch dann sucht der rätselhafte Diaz sie auf. Der Gestaltwandler bittet sie um Hilfe im Kampf gegen eine Hexe, das wildeste und unberechenbarste Wesen der Welt. Zinnja lässt sich auf den Auftrag des Wolfes ein, nicht wissend, dass er ihr gesamtes Leben verändern wird.

 

Hier kommst du zum Shop. Das Hörbuch findest du natürlich auch bei Spotify.

 


Leseprobe:

 

Diaz

 

Die heutige Sommernacht war besonders warm und schwere Wolken zogen über den Himmel, wodurch die Sterne und der Mond nur selten hervorschienen. Ich seufzte und lehnte den Kopf an den Baumstamm hinter mir. An sich mochte ich die Nachtwache, aber nur, wenn ich mir die Zeit mit den Gestirnen vertreiben konnte. So blieb mir nichts anderes übrig, als den Blick in die Finsternis vor mir zu richten und zu versuchen, zwischen den undeutlichen Schemen der nahen Bäume etwas zu erkennen. Von meiner erhöhten Position auf einem starken Ast hätte ich eigentlich weit sehen können, in meiner derzeitigen Gestalt hielt sich meine Nachtsicht jedoch in Grenzen. Wenn Gorn herausfand, dass ich es bevorzugte, als Mensch hier hinaufzuklettern, statt meine tierische Nase und das gute Gehör zu nutzen, würde er mich rügen.

Aber im Moment war mir das egal.

Er würde sowieso erst in zwei Stunden auf seinem Rundgang bei mir vorbeikommen und bis dahin blieb mir jede Menge Zeit, meinen eigenen Kopf durchzusetzen. Es war eben von Vorteil, wenn man die Angewohnheiten der anderen kannte.

Ich gähnte und streckte meine Muskeln, um etwas von der Müdigkeit zu vertreiben. Dabei knarrte der Ast unter mir und rieb über meine nackte, ungeschützte Haut. Ich hielt inne und lauschte, doch meine unbedachte Bewegung hatte die Geschäftigkeit der Nacht nicht beeinträchtigt. Noch immer raschelte ein Marder in der Nähe durch das Gebüsch und eine Eule verspeiste hörbar eine gefangene Maus zwei Bäume weiter. Nur ein kleiner Fuchs hob die Schnauze, um mich misstrauisch zu betrachten und dann seines Weges zu gehen.

Erleichtert wollte ich mich zurücksinken lassen, als ich auf ein anderes Geräusch aufmerksam wurde: das Rauschen des Windes in den Blättern. Es war so leise und natürlich für den Wald, dass es mir beinahe entgangen wäre. Nun, da ich es bemerkt hatte, erstarrte mein gesamter Körper. Ich horchte, in der Hoffnung, dass ich mich getäuscht hatte, doch als ich mir sicher war, fluchte ich lautlos.

Die Nacht an sich war bisher windstill. Das Rauschen hätte es nicht geben dürfen. Und das wiederum konnte nur eines bedeuten: ein Überfall.

Seit Monaten waren wir nicht mehr angegriffen worden und insgeheim hatte ich gehofft, dass dieser Wahnsinn endlich aufgehört hatte. Tja, falsch gedacht. Schnell, aber lautlos ließ ich mich von dem Ast gleiten und griff auf die warme Macht in meinem Inneren zurück, die ich seit meiner Geburt besaß. Mein Körper zerfloss, während ich dem Boden entgegenfiel, verformte sich und strukturierte sich in Sekunden um. Meine Haut wurde rauer und kurze braune Haare wuchsen, während Arme und Beine zu Pfoten wurden. Mein Gesicht zog sich in die Länge und mein Rückgrat bog sich. Unhörbar kam ich auf den Boden auf und ich federte den Aufprall mit vier kräftigen Beinen ab, ehe ich meine wölfischen Sinne schärfte. Sofort hob ich die schmale Schnauze, wandte sie in die Richtung, aus der ich das Geräusch gehört hatte, stellte die Ohren auf und nahm die nun viel komplexeren Gerüche in mich auf. Zwischen dem scharfen Duft der anderen Tiere, der würzigen Note des Waldes und dem typischen Aroma des Sommers konnte ich noch etwas anderes riechen: Magie.

Automatisch zogen sich meine Lefzen nach hinten und ein Knurren wollte sich aus meiner Brust lösen. Aber ich musste still bleiben, durfte meinen Aufenthaltsort nicht preisgeben, denn nur ungesehen und ungehört konnte ich die anderen rechtzeitig warnen.

Eilig wandte ich mich um und rannte zwischen den Bäumen Richtung Höhle, in der mein Rudel friedlich schlief. Dabei fluchte ich in Gedanken ununterbrochen und presste die Kiefer so stark aufeinander, dass meine Schnauze zu einem beständigen Knurren verzogen wurde.

Erinnerungen von dem letzten Mal, als ich diesen kribbelnden Geruch in der Nase gehabt hatte, brandeten in mir auf. Die Schreie, das Blut, der Verlust … Ich schüttelte meinen Kopf so heftig, dass nicht nur die Erinnerungsfetzen verschwammen, sondern auch meine Ohren umherschlackerten und ich kurz ins Schlingern geriet. Doch sobald ich mich gefangen hatte, lief ich nur noch schneller. Ich würde nie mehr zulassen, dass meinem Rudel etwas passierte.

Diaz!

Der Ruf trieb wie ein Gedanke in meinen Kopf, obwohl es keiner war, und ich sah nach rechts, wo sich eine schneeweiße Wölfin an meine Seite setzte. Tagris.

Hast du etwas entdeckt?, fragte sie mich auf einer Kommunikationsebene, die nur eines meiner Rudelmitglieder nutzen konnte.

Wir werden angegriffen, antwortete ich ihr ernst. Schnell, renn zur Höhle und warne die anderen. Ich gebe Gorn Bescheid.

Nein, lauf du zur Höhle. Du bist schneller als ich.

Als ich zögerte, weil ich sie nicht mit der Gefahr im Rücken zurücklassen wollte, stupste sie mich mit ihrer weichen Schnauze an.

Los, Diaz. Ich komme nach.

Kurz betrachtete ich ihre entschlossenen Augen, bevor ich nickte und meinen Lauf nach rechts korrigierte. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie Tagris ebenfalls von ihrer Route abwich und einen Punkt anstrebte, der kaum fünf Meter von ihr entfernt war, aber gut vier Meter über ihrem Kopf lag. Aus vollem Lauf sprang sie ab und verwandelte sich in der gleichen Sekunde.

Tagris’ helle Haut, die sie als Mensch besaß, wirkte in der Nacht rein und sauber wie Schnee. Sie reckte ihre schlanke Gestalt und ergriff ein Seil, das zwischen den Bäumen gespannt war. Durch ihr Gewicht zog sie es hinab, und meine geschärften Ohren vernahmen augenblicklich das beruhigende Klingeln Dutzender Glöckchen. Nun waren alle Wachposten informiert, ohne dass wir ihren genauen Standort bekanntgegeben hätten. Fehlte noch der Rest des Rudels.

Ich wartete nicht darauf, dass Tagris wieder auf dem Boden aufkam und ihre Wolfsgestalt annahm, sondern trieb mich zu einer Schnelligkeit an, die kaum ein anderer von uns erreichen konnte. Deswegen war ich der Wachposten am äußersten Punkt unseres Reviers gewesen. An meine Geschmeidigkeit und Schnelligkeit kam keiner heran. Auch nicht die Häscher, die nun wussten, dass sie entdeckt worden waren.

Meine Pfoten flogen regelrecht über den unebenen Waldboden und mein Hecheln schluckte alle weiteren Geräusche. Aber das war egal, die anderen deckten nun meinen Rücken. Wichtig war nur, den Unterschlupf zu erreichen und die Welpen zu schützen.

Die Bäume rauschten an mir vorbei, und ich übersprang kleine Büsche, Bäche und umgestürzte Stämme mit Leichtigkeit. Mein Blick fokussierte sich nach vorn, wo ich zwischen den nun vereinzeln auftauchenden Tannen eine hohe Felswand erkannte. Die dichten Baumreihen zogen sich zurück und offenbarten eine Lichtung, die direkt an dem unzerstörbaren Stein endete. Dort, halb verborgen hinter einem Vorhang aus Efeu, lag das Zuhause meines Rudels: eine weitläufige, gut zu sichernde Höhle.

Ich bremste meinen Lauf, schlitterte unter den Pflanzen hindurch und kam einen Meter hinter der Öffnung zum Stehen. Einmal musste ich Luft holen, ehe ich die Schnauze hob und ein durchdringendes, langgezogenes Heulen von mir gab. Es wurde von den Wänden aufgenommen und zurückgeworfen, wodurch es weit in das verzweigte System aus Gängen getragen wurde und an jedes einzelne Ohr meines Rudels drang.